Feuerlauf und Trance

Eine häufige Frage ist die, ob und in welcher Weise Trancen zur Vorbereitung des Feuerlaufes gehören. Zunächst kommt man der Sache einfacher nach, wenn man statt von Trance von einem verändertem Bewusstseinszustand spricht. Der Begriff Trance wird in der Fachliteratur nicht einheitlich benutzt und löst bei Menschen ganz unterschiedliche Assoziationen aus und ist z.B. gegen den Begriff der Meditation nicht klar abgegrenzt. Mit Trance meine ich hier alle Bewusstseinszustände, die nicht der normale Wachzustand des Alltags sind, sondern alle veränderten Bewusstseinszustände.

Es ist völlig normal, das unser Bewusstsein in verschiedene Zustände geht. Allgemein wird zwischen Wach- und Schlafbewusstsein unterschieden. Unser Wachbewusstsein kann in verschiedene Wachzustände gehen und tut dies über den Tag hinweg ganz von alleine. Wenn wir wach einem Vortrag folgen und zwischendurch unseren Gedanken nachgehen, oder wenn wir mit jemandem aufgeregt telefonieren oder entspannt vor dem Fernsehen dösen, ohne genau zuzuhören, was gerade passiert, dann haben wir verschiedene Bewusstseinszustände eingenommen. Nun gibt es Wachbewusstseinszustände, in die wir nicht „von alleine“ fallen. Zum Erreichen dieser Zustände sind besondere äußere Umstände nötig (sog. Setting). So kann es sein, dass wir freiwillig, z.B. während einer Meditation, oder unfreiwillig, z.B. durch einen Schock, Gefahr oder Krankheit in einen veränderten Bewusstseinszustand gelangen. Um andere veränderte Bewusstseinszustände einzunehmen gibt es trophotrope und ergotrope Methoden, den Weg der Entspannung und Kontemplation einerseits wie den Weg der Anregung, durch z.B. monotones Trommeln, ekstatisches Tanzen, Entbehrung (Hunger und Durst), bis hin zum sich zufügen von Schmerzen oder all dies zusammen. Beide Wege sind für uns Europäer eher ungewohnt und ungewöhnlich, und das Erreichen bestimmter veränderter Bewusstseinszustände bedürfen in der Regel einiger, manchmal sogar jahrelanger intensiver Übung.

Etwas anderes ist die Frage nach der Absoption, dem Grad der Verschmelzung mit den Wahrnehmungen während der Trance. In Trance sein bedeutet nicht automatisch den völligen Kontrollverlust über das eigene Bewusstsein und Handeln, im Gegenteil. In Trance sein und gleichzeitig hell wach sein schließt sich keineswegs gegenseitig aus. Es ist also durchaus möglich und für Teilnehmer auf unseren Feuerläufen viel wahrscheinlicher, einerseits in einem veränderten Bewusstseinszustand (Trance) zu sein und sich selbst und die eigene Wahrnehmung wach und distanziert zu beobachten. Die Teilnhemer können also weiter Einfluss auf ihren Bewusstseinszustand nehmen und auch selbstständig die Trance wieder verlassen. Dieser Umstand ist für manche Teilnehmer verwirrend, da sie glauben, nur in Trance zu sein, wenn sie „völlig weg getreten“ sind (umgangssprachlich „tiefe Trance“ genannt). Mit „völlig weg getreten“ wird meist der Zustand gemeint, in dem die eigenen Gedanken, der innere Dialog, in den Hintergrund tritt und wir völlig vom Geschehen, von den Bildern und Eindrücken der Trance absorbiert sind.

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Zur Vorbereitung auf den Feuerlauf leiten wir die Teilnehmer an, in verschiedene veränderte Bewusstseinszustände zu gehen. Dabei werden sowohl ergotrophe (angeregte) wie tropotrophe (entspannte) Zustände eingenommen. Diese Zustände ermöglichen den Teilnehmern im Verlauf der Vorbereitung zu einer immer stärkeren Ausrichtung und Konzentration auf ihr Vorhaben zu kommen. Der eigentliche Feuerlauf findet in einem Zustand der wachen, aktiven Konzentration und Fokussierung statt, die sich auf einen inneren, selbstinduzierten (also bewusst selbst eingenommenen) Zustand richtet.