Guinness Record Italy – Tag 6: Der Show-Down

Heute ist es so weit. Klamotten einpacken, zum Studio fahren. Noch ein paar Testläufe auf den kalten Platten – mehr gibt es nicht.

Jeder von uns hat sein eigenes Zimmerchen, welches er sich mit weiteren Rekordlern/innen teilt. Nix Privatsphäre, überall ist Hektik, Lautstärke und Aktion. Kein Platz zum Entspannen. Ich verdrücke mich erst mal in die Maske, wo mich eine Friseurin in die Mangel nimmt. Sie schaut mich etwas fragend an und ruft Michele, den Chef von datt janze. Michele ist klein, deutlich untersetzt und schwul bis zur Halskrause. Seine Handbewegungen sind eine Show für sich. Ich kann zwar kein Italienisch, aber den Akzent versteht man rund um die Welt. Etwas verrücktes, Feuer, verstehe ich raus, und er deutet mit fuchtelnden Bewegungen eine Explosion an. Die Friseurin weiss, was zu tun ist: Sie rupft an meinen Haaren, fönt, was das Zeug hält, etwas Gel und Spray, und – zack! – sehe ich aus wie Bill von Tokio Hotel, bloß viel grauer. „Explosion in der Bettfedernfabrik“ taufe ich das Kunstwerk und setze mich rüber zu Michele. Jetzt wird es intim.

Michele tupft mich erst mal tüchtig mit einem Abdeckstift ab. Mein Gott, bin ich wirklich schon so fleckig? Anschließend Make-Drupp, Puder, fertig. Dann fingert er eine Weile an meinen Augenbrauen rum, tupft noch mal meine Augenränder ab, und hopp, ab in die Umkleide.

Ich gehe zurück in meine Umkleide. Auf dem Gang geht es zu wie in einem Kuriositäten-Kabinett. Alle Rekordler sind jetzt in Kostümen unterwegs, Stripperinnen, gepiercte Henker im Lederrock und gigantischen Ringen in den 5cm lang gezogenen Brustwarzen, Leute auf Power-Stilts, die rum hopsen wie gedopte Gazzellen. Zwischndrin muss Ping Ping aus China, der kleinste Mann der Welt, aufpassen, dass er nicht platt getreten wird (im Bild mit Aaron (9 Jahre) aus Canada (Meiste Löffen im Gesicht halten ohne Hilfsmittel)). Pin Ping: Kleinster Mensch der Welt

Plötzlich stehen ca. 360 kg lebendes Fleisch vor mir. Aufgeteilt gibt das gerade mal 2 Strong Men, beide aus Litauen, und, egal wie oft ich frage, ich verstehe ihre Namen nicht, keiner spricht englisch. Naja, lieber schnell weg hier, bevor die irgendwie sauer werden. Ich gehe noch mal hinter die Kulisse, wo ich auf Milla und Ihren Trainer treffe. Wer Fan von Martial-Arts ist, muss sich sofort unsterblich in diese Frau verlieben. Milla und Trainer Hinter diesem harmlosen Grinsen steckt eine unglaubliche Beweglichkeit, Kraft, jahrelanges Training und ein riesen Gebrüll. Lieber schnell weg hier, Kopflosigkeit kann ich heute nicht brauchen.

Etwas weiter ist das Studio. Mein Sportgerät steht schon bereit. Studioaufbau Die letzten Schönheitskorrekturen werden vorgenommen, der aktuelle Rekord markiert. So hört sich das an, wenn im Studio noch nichts los ist: studio.mp3 (2,5 MB). Ich habe keine Bearbeitungssoftware für Soundfiles, Ihr müsst ggf. lauter stellen, um gut hören zu können. Mit meinen Herden bin ich immer als Erster dran, da es einfach zu lange dauert, bis die Anlage steht und temperiert ist, um sie zwischendrin während der Sendung aufzubauen. Der Vorteil: Ich hab’s als Erster hinter mir und stehe als Erster am Buffet.

Ich gehe zurück in meine Umkleide. Tick tick tick tick tick – gegenüber übt Henry Epstein noch etwas für seinen Rekord, in dem er einen Golfball auf einem Golfschläger auf und ab springen lässt. Tock tock tock – das ist Nele auf ihre High-Heels, 1-Meter-80-Pole-Dancing-Göttin aus Hamburg mit ihrem Gefolge. Nele mit Gefolge

Ich setze mich noch etwas hin und schaue mir meine Blasen an den Füßen an. Nebenan strömen die Zuschauer vorbei in das Studio. Regie-Anweisungen knallen durch die Lautsprecheranlage, ein paar Jungs schauen sich auf youtube Videos an.

Das scheint heute sowieso die erste Frage zu sein, wenn Leute aus dem Flieger steigen. „Hab ich hier ’n Netz?“ War man in den 90ern ergriffen von der Technik, wenn man in Österreich mit dem eigenen Mobiltelefon telefonieren konnte, bricht heute genervte Langeweile aus, wenn man kein Internet-Access mit dem Minilaptop hat.

Essen mag ich jetzt nichts. Ich setze an, um einen Schluck Wasser zu trinken, als Max, mein Guardian, rein platzt: „Are you ready?! Come on!! We have to go!! Come on!!“ Immer das Selbe – warten, warten, warten, und dann geht’s nicht schnell genug.

Es ist so weit. Wünscht mir Glück!!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.